Jobs finden in der Corona-Krise: Initiativbewerben in den richtigen Branchen

Corona hat wohl weltweit keinen Arbeitsmarkt verschont. Auch der österreichische wurde von der Pandemie stark erschüttert. Ende Februar, also bevor sich das Virus in Europa ausbreitete, waren weniger als 400.000 Menschen in Österreich arbeitslos oder nahmen an AMS Schulungen teil. Als sich im März die Corona-Krise zunehmend verschärfte, schnellte die Kurve rasant in die Höhe und Ende des Monats hatte Österreich mit weit über einer halben Millionen Arbeitslosen und SchulungsteilnehmerInnen einen Höchststand erreicht, wie zuletzt im Jahr 1945. Im Vergleich zum selben Monat im Vorjahr war das ein Plus von über 50 Prozent.

Doch nach der absoluten Spitze im März entspannte sich die Kurve wieder und flachte ab. Ende September lag die Zahl mit 408.000 Menschen ohne Job oder in AMS Schulungen zwar immer noch bei satten 22 Prozent über dem Vorjahresniveau. Ein großer Teil der Menschen, die im März arbeitslos wurden, konnte aber wieder in Arbeit gebracht werden, was zum Teil auf die Öffnung einzelner Wirtschaftsbereiche zurück zuführen ist und zum anderen dem Engagement von AMS-MitarbeiterInnen zu verdanken, die auf Hochtouren vermittelten. 

Viele Branchen haben auch in der Corona-Krise weiter Personalbedarf  

Denn als der Stand der Arbeitslosenzahlen seinen Höhepunkt erreichte und Menschen unter anderem im Gastro- und Tourismusgewerbe und in der Kultur- und Veranstaltungsbranche unter Jobverlusten zu leiden hatten, gab es auch viele freie Stellen in den sogenannten systemrelevanten Bereichen.

Dazu zählen unter anderem der Einzelhandel, das Gesundheits- und Sozialwesen und der Warentransport. Denn durch Corona bestellen die Konsumenten deutlich mehr im Netz, was den Bedarf an LagerlogistikerInnen erhöht. Auch Packet- und Botendienste haben einen gesteigerten Personalbedarf.

Die Corona-Krise hat in vielen Bereichen auch dazu geführt, dass bürokratische Aufwände größer werden. Corona-Hilfen der Regierung müssen und mussten abgewickelt werden. Das fordert die Buchhaltung in Behörden und in der privaten Wirtschaft heraus. Dazu wurden und werden Arbeitskräfte gebraucht, die sich um die Nachverfolgung von Kontakten kümmern oder in Ämtern telefonische Beratungen übernehmen. Kurzum: Auch wenn wegen Corona Stellen abgebaut wurden, so gibt es auch trotz oder gerade aufgrund der Krise weiterhin Arbeit. 

Allein 67.000 freie Jobs beim AMS

AMS-Landesgeschäftsführer Sven Hergevoich erklärte im April gegenüber dem ORF, dass es in den genannten Branchen zum Teil sogar mehr Stellen gab, als vor der Krise. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Gegenüber dem Kurier verwies AMS-Vorstand Johannes Kopf erst Mitte Oktober auf die hohe Dynamik am Arbeitsmarkt, die auch in der Krise bestehe. Denn Menschen gehen stets in Pension oder Karenz und sorgen allein dadurch schon für Bewegung am Markt. In Branchen, in denen schon vor Corona Fachkräfte fehlten, setzt sich dieser Mangel fort, wie in der IT- und Softwarebranche, in der Pflege und im Handwerk. Es sei ein Trugschluss, dass keine Neueinstellungen stattfinden würden, wenn die Arbeitslosenzahlen hoch seien, so Kopf. Insgesamt zählte das AMS Ende September 67.000 offene Stellen. Vor genau einem Jahr waren es noch 20 Prozent mehr, aber immerhin.

Mit einem professionellen Anschreiben zum Erfolg

Fest steht: Auch in der Krise und auch angesichts steigender Arbeitslosenzahlen lohnt es sich, sich aktiv um einen Job zu bemühen. Um dabei erfolgreich zu sein, ist eine Sache absolut notwendig: eine ordentliche Bewerbung mit einem Anschreiben, welches die eigenen Vorzüge und Fähigkeiten in Bezug auf die Jobanforderungen hervorhebt. Dazu gehört natürlich auch ein ansprechender Lebenslauf. Dem Thema haben wir uns im Blogeintrag vom 25.09.2020 bereits ausführlich gewidmet. 

Wer von seinem oder seiner AMS-ArbeitsvermittlerIn ein Stellenangebot bekommt, hat es beim Formulieren des Bewerbungsschreibens etwas einfacher. Denn in den Angeboten der Firmen oder Behörden stehen häufig konkrete Anforderungen, auf die man seine Bewerbung zuspitzen kann. 

Besonderheiten der Initiativbewerbung

Amerikanische Lebensläufe

Wer sich dagegen initiativ bewirbt und seine Unterlagen sozusagen „auf gut Glück“ einfach mal an Unternehmen und ArbeitgeberInnen schickt, die nicht so stark unter der Pandemie leiden oder sogar durch die Krise einen Aufschwung erlebt haben, muss mit etwas mehr Kreativität an das Anschreiben herangehen. Man sollte sich vorab einmal die Zeit nehmen und überlegen, welche Anforderungen der jeweilige Job mit sich bringt. Dabei kann es helfen, einfach selbst eine Stellenanzeige aus der Sicht von PersonalerInnen zu schreiben. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass Internet nach Stellenanzeigen für ähnliche Berufsbilder zu durchforsten. Die Anzeige darf dann auch ruhig etwas älter sein und wenn das Unternehmen weit entfernt oder sogar in einem anderen Land ansässig ist, ist das auch egal. Es geht nur darum, eine Vorlage zu haben, auf die man die Bewerbung zuspitzt. 

Warum bin ich der oder die Richtige für den Job

Sobald einmal klar definiert ist, was geeignete BerwerberInnen mitbringen müssen, gelten für Initiativbewerbungen und Bewerbungen auf explizit ausgeschriebene Stellen dieselben Regeln. Sie müssen den oder die jeweilige PersonalerIn davon überzeugen, dass der oder die KandidatIn den Anforderungen gerecht wird. Wichtig ist, dass Sie im Anschreiben nicht einfach eins zu eins Ihren Lebenslauf herunterbeten. Das Bewerbungsschreiben ist nämlich keine ausformulierte Version davon, die zwei Dokumente sollten sich im Idealfall gegenseitig ergänzen. Im Anschreiben haben Sie Raum, etwas von sich preiszugeben, was aus dem faktenorientierten Lebenslauf nicht hervorgeht. Nutzen Sie es dafür!

Abstrakte Skills anhand von konkreten Beispielen greifbar machen

Wenn Sie beispielsweise Berufserfahrungen durch vorhergegangene Praktika oder auch dauerhafte Anstellungen in der Branche mitbringen, wird der oder die PersonalerIn das in ihrem Lebenslauf sehen. Nutzen Sie das Anschreiben, um deutlich zu machen, was Sie konkret aus diesen Vorerfahrungen gezogen haben. Haben Sie in Ihrem alten Job ein Projekt vorangetrieben, besondere Schwierigkeiten gemeistert oder etwas für den Zusammenhalt innerhalb des Teams getan? Beschreiben Sie es! Das macht Ihre Bewerbung persönlicher und hilft, Floskeln und leere Worthülsen zu vermeiden.

Anhand kleiner Beispiele lassen sich wunderbar abstrakte Fähigkeiten konkret belegen. Schreiben Sie nicht lediglich, dass Sie „teamfähig“ sind, sondern erzählen Sie, dass Sie regelmäßig die Organisation von MitarbeiterInnen-Meetings übernommen haben. Wenn Sie betonen möchten, dass Sie „lösungsorientiert“ an Probleme herangehen, dann belegen Sie das mit einem Beispiel aus Ihrer beruflichen Vergangenheit. Auch hier lohnt es sich, vor dem Schreiben kurz in sich zu gehen. Machen Sie ein kleines „Brainstorming“ und rufen Sie sich bewusst Ereignisse ins Gedächtnis. Gehen Sie, wenn nötig, Ihre bisherige berufliche Laufbahn chronologisch durch. Sicher fallen Ihnen dann Dinge ein, für die Sie von Vorgesetzen und KollegInnen besonders gelobt wurden.  

Übrigens: Auch wenn Sie länger nicht berufstätig waren können Sie sicher eine Vielzahl an Beispielen finden, mit denen sich Fähigkeiten belegen lassen. Eine Hausfrau, die sich über einen längeren Zeitraum um Kinderbetreuung und Haushalt gekümmert hat, braucht dafür schließlich auch ein gehöriges Maß an „Organisationstalent“. Nutzen Sie ehrenamtliches Engagement, Mitgliedschaften in Vereinen und sportliche Leistungen, um darauf hinzuweisen, dass Sie zielstrebig, teamfähig oder durchsetzungsfähig sind. 

Recherche ist die halbe Miete: Informieren Sie sich über das Unternehmen 

Was ebenfalls dabei helfen kann, ein Anschreiben zu formulieren, mit dem Sie zwischen anderen BewerberInnen hervorstechen, ist eine gute Kenntnis über den Betrieb. Schauen Sie sich dafür in Ruhe die Website des Unternehmens an. So machen Sie sich nicht bloß mit den Produkten bzw. den angebotenen Dienstleistungen vertraut, sondern auch mit der Unternehmensphilosophie. Über den Internetauftritt zeigen Firmen der Welt draußen, wie Sie wahrgenommen werden möchten. Das sagt Ihnen auch unglaublich viel über Anforderungen und Ansprüche, die an potentielle neue MitarbeiterInnen gestellt werden. Oft findet sich in der Menüleiste einer betrieblichen Website auch eine Firmengeschichte. Bei Traditionsunternehmen reicht die oft weit zurück, bei Start-ups und Betrieben, die noch nicht so lange am Markt agieren, erfahren Sie dort viel über die Idee hinter der Marke oder dem Betrieb. 

Je besser Sie sich mit Philosophie, Geschichte und dem, was die Firma nach außen repräsentieren möchte, vertraut machen, desto besser wird es Ihnen gelingen, Ihre Bewerbung individuell anzupassen. Wenn Sie dann zu einem Gespräch eingeladen werden – egal ob persönlich oder online – wird Ihnen das zuvor erworbene Wissen ebenfalls zunutze kommen. Denn PersonalerInnen testen auch gerne mal durch gezieltes Nachfragen, ob Sie sich vorab mit dem Unternehmen, seinen Produkten, der Philosophie und den Zielen auseinandergesetzt haben. 

Formalia

Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung ist es natürlich auch wichtig, dass formelle Standards eingehalten werden. Denn ihr Anschreiben kann noch so kreativ und individuell zugeschnitten sein, wenn es optisch nicht ansprechend ist. Daher sollten Sie ihren Text sinnvoll in mehrere, kurze Abschnitte gliedern. Nach Möglichkeit sollte das Schreiben so präzise formuliert sein, dass alles auf eine DIN A4 Seite passt. Denken Sie an einen zeitgemäßen Briefkopf und vermeiden Sie eine allgemeine Anrede. Mithilfe eines Anrufs beim Unternehmen können Sie ganz einfach den Namen des zuständigen Personalers oder der zuständigen Personalerin erfragen und den Brief so personalisieren. Weitere Tipps und Musteranschreiben gibt es beim AMS

(Initiativ)Bewerbungen können ungeahnte Chancen eröffnen

Egal, ob Sie sich auf eine konkrete Ausschreibung hin oder aus eigener Initiative bewerben: Es lohnt sich fast immer, auch wenn Sie zunächst Absagen kassieren sollten. Sie werden merken: Mit der Zeit bekommen Sie Übung und es wird es Ihnen leichter von der Hand gehen, individuell zugeschnittene Anschreiben zu formulieren. 

Wenn Sie eine gute Bewerbung schreiben, die Stelle, auf die Sie sich initiativ beworben haben, jedoch nicht frei ist, kann es auch passieren, dass ein/e PersonalerIn einen Job für Sie in einem anderen Bereich sieht, auf den Sie sich gar nicht beworben hatten. So kann eine Initiativbewerbung ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Und auch wenn das Unternehmen, bei dem Sie sich beworben haben, derzeit keine Stelle offen hat, so wird man sich vielleicht in ein paar Monaten nochmal an Sie und Ihre Bewerbung erinnern, wen diese positiv aufgefallen ist. Es soll derzeit auch Unternehmen geben, die sich gezielt KandidatInnen-Pools für die Zeit nach der Krise anlegen.

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